Laut den Ergebnissen des Thüringen Monitors 2015 stimmten ein Viertel der Befragten den Aussagen „Eine Beziehung zwischen Personen desselben Geschlechts ist unnatürlich“ und „Die eingetragene Partnerschaft zwischen zwei Frauen oder zwei Männern sollte […] NICHT völlig gleichgestellt werden“ zu. Die repräsentative Studie Queeres Deutschland 2015 zeigt, dass Sachsen und Thüringen im Vergleich zu den anderen Bundesländern „das Schlusslicht in Sachen Diversity-Toleranz“ bilden; bspw. stimmten 59,3 Prozent der befragten Thüringer_innen der Aussage „Wenn ich von einem neuen Bekannten oder Kollegen für schwul/lesbisch gehalten würde, wäre mir das irgendwie unangenehm“ zu.
Während von der Thüringer Mehrheitsgesellschaft damit große Vorbehalte gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter*(geschlechtlichen) und queere Personen (LSBTIQ*) bekannt sind, existieren zur Lebenssituation und über Diskriminierungserfahrungen von hier lebenden LSBTIQ* bisher kaum Daten. Auch verzeichnet die Beratungsstellendatenbank der Antidiskriminierungsstelle des Bundes für die über zwei Millionen Einwohner_innen des Freistaats lediglich zwei Beratungsstellen zum Diskriminierungsmerkmal „Sexuelle Identität“. Aufklärung und Beratung wird darüber hinaus fast ausschließlich durch ehrenamtlich Engagierte geleistet. Für weiterführende sozialplanerische Maßnahmen fehlt es an konkreten Ansatzpunkten und Maßstäben zu deren Wirksamkeitsmessung.
Mittels teil-standardisiertem Fragebogen wurden während der Thüringer CSD-Veranstaltungen 2017 in einer schriftlichen sowie Online-Befragung grundlegende Informationen gesammelt zu
- demographischen und identitätsbezogene Daten (u.a. Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Wohnsituation),
- Häufigkeit und Relevanz von erlebter Diskriminierung sowie deren Auslöser und Reaktionen von Betroffenen,
- Kenntnis und Nutzung von Anlauf- und Beratungsstellen in Thüringen und im Bundesgebiet.
Mit dieser grundlegenden Befragung wurden erstmalig Erfahrungen, Stimmen und Bedarfe von LSBTIQ* in Thüringen (empirisch) sichtbar gemacht. Die Ergebnisse der Befragung können hier heruntergeladen werden (PDF, 410 KB).