Die amnesty international Hochschulgruppe Jena veranstalt am 16. Juni einen Filmabend zum Thema sexuelle Identität (v.a. Homosexualität) im Islam. Der preisgekrönte Film "A Jihad for love" begleitet verschiedene Schicksale in 12 Ländern. Im Anschluss ist eine Diskussion zum Film geplant.
A Jihad for Love wird
am 16.06.09,
um 21 Uhr,
im Kassablanca (Felsenkellerstr. 13a, Jena),
kostenlos (10 cent Ökostrom)
gezeigt.
5 ½ Jahre, in 12 Ländern und 9 Sprachen hat der indische Regisseur Pharvez Sharma homosexuelle Muslime – Männer wie Frauen - in aller Welt zu ihrem persönlichen „Jihad“ – ihrem persönlichen Kampf um die Anerkennung der im Islam bei Todesstrafe verbotenen gleichgeschlechtlichen Liebe befragt.
Ein in Südafrika lebender muslimischer Religionslehrer, der sich trotz zweier aus seiner Ehe hervorgegangenen Kinder offen zu seiner Homosexualität bekennt, ein junger Ägypter, der aufgrund eines nächtlichen Diskothekenbesuchs zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt wird, zwei junge muslimische Frauen, deren Liebe an der ihnen von der Gesellschaft entgegen gebrachten Feindschaft zu zerbrechen droht. Ihnen und vielen anderen hat Pharvez Sharma, der sich selbst offen als „schwuler muslimischer Filmemacher“ bezeichnet, erstmals vor größerem Publikum eine Stimme verliehen. Und sich damit selbst den Hass vieler konservativer Muslime weltweit auf sich gezogen – so viel ist sicher.
Während der Begriff „Jihad“ im Westen inzwischen zum Synonym des „Heiligen Krieges“ und des internationalen islamischen Terrorismus geworden ist, lenkt „A Jihad for Love“ den Blick auf die ursprünglichen arabischen Sinn des Begriffs: ‚Jihad’ heißt soviel wie „innere Anstrengung“ bzw. „ein Streben auf dem Pfade Gottes“. Dieser Kampf bedeutet hier: Auseinandersetzung mit der eigenen Sexualität, der Versuch, den oft starken eigenen Glauben mit dem Anspruch auf das persönliche Glück zu verbinden. Die meisten Muslime glauben bis heute, dass der Koran die Homosexualität verbietet und unter strenge Strafe stellt. Die Tatsache, homosexuell und ein gläubiger Moslem zu sein, rührt bis heute an ein Tabu, über das kaum etwas bekannt ist.
So kommt das mutige Bekenntnis streng gläubiger wie säkular lebender Muslime in diesem Film einer Revolution gleich, nicht nur wegen seines heiklen Themas, sondern auch wegen darin ausgesprochenen Provokation, den Gotteskriegern die Hoheit über einen Schlüsselbegriff zur Rechtfertigung ihres gewaltsamen Kampfes streitig zu machen.
(Martin Rosefeldt)